Aufräumen als Weg zum Glück?!
Weil mir eine Klientin von der Aufräumexpertin Marie Kondo erzählt hat und weil man ihr sowieso kaum „entkommen“ kann, habe ich mir einige Folgen ihrer Serie (Realityshow? Werbesendung?) auf Netflix angeschaut.

Schon bei ihrem Ausspruch „ich möchte die Menschen mit Ordnung glücklich machen“ haben sich bei mir alle Haare aufgestellt. (Ganz zu schweigen von dem Augenblick, wo sie niederkniet, um sich bei dem Haus zu bedanken. Auch die Idee mich bei meiner Kleidung zu bedanken, finde ich eher befremdlich). Warum muss man denn immer Ordnung und Glück gleichsetzen? Man kann auch in einem perfekt aufgeräumten Haus unglücklich sein und in einem unordentlicher Wohnung glücklich. Ganz abgesehen davon, dass jeder Mensch seine eigenen Maßstäbe hinsichtlich seiner persönlichen Ordnung hat – wieso soll man sich hier nach fremden Maßstäben richten?
Das Aufräumen an sich finde ich jetzt nicht sonderlich originell – ob man nun nach Räumen oder Kategorien vorgeht, macht in meinen Augen keinen Unterschied...
Die Menschen in der Serie sagen am Ende tatsächlich, dass sie viel glücklicher sind und dass ihre Beziehung viel besser ist als vor dem Aufräumen. Das glaube ich ihnen gerne und es ist auch nicht weiter verwunderlich, haben sie doch gerade gemeinsam ein sehr großes Projekt geschafft. Um dieses Projekt erfolgreich abzuschließen, mussten sie miteinander sprechen, sich aufeinander abstimmen, Kompromisse machen, sie mussten Durchhaltevermögen haben, sich anhand ihrer Besitztümer sich ihrer Vergangenheit stellen. Sie konnten Überflüssiges loslassen und sich an dem freuen, was sie aufheben wollen. Nicht zuletzt hat ein aufgeräumtes Haus eine angenehme und positive Atmosphäre.
Aber nichts davon ist ursächlich auf die Kondo-Methode zurückzuführen... Jede andere Methode und jeder altbekannte Aufräumtrick hätte den gleichen Effekt gehabt – es geht nur um die Motivation, das Projekt gemeinsam und bis zum Ende durchzuhalten. Ich kann Ihnen versprechen, egal nach welcher Methode Sie aufräumen, Sie werden glücklich sein, wenn Sie fertig damit sind! Und dafür gibt es wohl billigere Methoden als Frau Kondo ;-).
PS: Mich würde auch sehr interessieren, wie es in den Häusern nach 1 oder 2 Jahre aussieht – ob die Menschen wirklich ordentlicher geworden sind...



