Rolf Sellin: Mein Kind ist hochsensibel - was tun?



Ein gutes, klares Buch zu einem nicht ganz unumstrittenen Thema, denn es gibt bis heute keinen wissenschaftlich anerkannten Test für Hochsensibilität.
Verfolgt man, wie oft derzeit in Zeitschriften, im Fernsehen oder im Internet von Hochsensibilität die Rede ist, hat man den Eindruck eines Hypes. Fast so, als ob jeder zweite Mensch "plötzlich" hochsensibel wäre.

So viele können es wohl nicht sein - Schätzungen gehen von 10 - 15% aus (weil man diesen Prozentsatz hochsensibler Individuen in Tierversuchen bei Hunden und Pferden gefunden hat…).

Das Buch von Rolf Sellin ist in mehrerer Hinsicht lesenswert:
Aus meiner Sicht schafft er es sehr gut, "unemotional" von Hochsensibilität zu schreiben und so vermeidet er die beiden Extreme - "Hochsensible sind so arm" und "Hochsensible sind die besseren Menschen". Er beschreibt die Lebenswelt hochsensibler Menschen so wie sie ist: Mit Vorteilen und Nachteilen.

Dazu bietet das Buch viele praktisch umsetzbare Tips und Ideen, die durchaus auch bei nicht hochbegabten Kindern mit Nutzen und Erfolg angewendet werden können. Besonders gut hat mir die Idee vom Garten gefallen, die er verwendet, um den Prozess des Selbstständigwerdens zu illustrieren: Bei einem sehr jungen Kind haben die Eltern noch die volle Verantwortung für alle Beete des kindlichen Gartens; wird das Kind älter, beginnt es schrittweise, Verantwortung für das eine oder andere Beet zu übernehmen (z.B. Anziehen, Zähne putzen) obwohl die Eltern noch die Oberaufsicht über den gesamten Garten haben.

Auch vieles andere - zum Beispiel, dass es für Kinder besser ist, wenn Eltern mitfühlen anstatt mitzuleiden oder dass ein unklarer Erziehungsstil, der zwischen "Abhärten" und "Verwöhnen" schwankt, das Kind verwirrt - gilt natürlich nicht nur für hochsensible Kinder (für diese vielleicht aber etwas mehr, das sie Stimmungen und Gefühle ihrer Eltern intensiver wahrnehmen).
Und deswegen erscheint es besonders wichtig, dass jene Personen, die sich um hochsensible Kinder kümmern - sei es als Eltern, Erzieher oder Lehrer - ganz besonders auf ihre eigene Befindlichkeit und ihr eigenes Wohlbefinden achten - vor allem wenn sie selbst hochsensibel sind: Dazu regt das letzte Kapitel des Buches an.

Und zum "Immer-Wieder-Nachlesen" und Auffrischen gibt es als Zusatzkapitel eine Zusammenfassung der 20 wichtigsten Gedanken des Buchs.
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