Die kleinen Bosse. Wenn der Nachwuchs die Führung übernimmt. (Regina Schneider)

Absolut verzichtbar, dieses Buch!
Um dem Titel gerecht zu werden, erzählt es viele Episoden, in welchen immer schlimme und „böse“ Kinder im Mittelpunkt stehen: Die Kinder sind trotzig, bockig, frech, unordentlich, undankbar, „ungezügelt“, „unerziehbar“, biestig, verschlagen – ganz einfach SCHLIMM UND BÖSE.
Nun habe ich in meinem Leben mit Kindern viele ähnliche Situationen erlebt und will gar nicht bestreiten, dass alles, was die Autorin geschildert hat, wahr ist. (Und es ist gut, wenn man das als Kontrastprogramm zu den vielen Vorzeigefamilien mal schreibt).
Aber es ist nicht die ganze Wahrheit: Neben den vielen anstrengenden Augenblicke gibt es nämlich viele schöne, freudige, erfüllende Augenblicke. Und diese werden mit keinem einzigen Wort erwähnt.
Ideen, wie man mit den „bösen Kindern“ umgehen könnte, hat die Autorin keine. Außer dem Rat, dass alle Frauen berufstätig sein sollen. Was dann naturgemäß dazuführt, dass sie sich nicht mit den „bockigen“ Kindern auseinandersetzen müssen. An der grundlegenden Situation ändert es gar nichts.
Das ist nämlich der zweite rote Faden des Buches: „Vollmuttis“ schaden ihren Kindern und daher müssen alle Mütter arbeiten gehen. Ich bin die letzte, die einer Mutter ein schlechtes Gewissen macht, weil sie trotz Kindern arbeiten geht, aber ich mache auch den „Vollzeitmüttern“ kein schlechtes Gewissen. Die Autorin tut es und spielt die beiden Gruppe gnadenlos gegeneinander aus. (Die „Vollmuttis“ sind übrigens immer ungepflegt und pummelig und verwöhnen ihre Kinder maßlos.)
Einzig sinnvoll ist die Aussage, dass nur eine „zufriedene und glückliche Mutter ihre Familie zufrieden und glücklich machen kann.“ Doch dass dieser Zustand auf verschiedenen Wegen erreicht werden kann, soweit denkt die Autorin nicht. Sie setzt ständig "berufstätige Mutter" mit "glücklicher Familie" gleich.
Manche Kinder brüllen tatsächlich nur 5 Minuten, wenn sie in Fremdbetreuung gegeben werden, und andere weinen den ganzen Tag, manche Väter helfen im Haushalt und andere nicht, manche Mütter bekommen trotz Kindern wieder einen guten Job und andere nicht, manche Mütter sind ohne Job froh und glücklich und andere nicht. Wieso kann man nicht jeder Frau, jedem Mann, jedem Kind seinen eigenen Weg lassen? Menschen sind verschieden, wieso sollen sie nach dem gleichen Rezept glücklich werden?
Share by: